Auch wer mit dem Preiszerfall in der IT-Infrastruktur vertraut ist, kann Angesichts der Entwicklung der Cloud-Service-Preise ein gelegentliches Nach-Luft-Schnappen nicht verhindern. Dennoch vollzieht sich die Integration der neuen Dienste in die IT-Landschaft Schweizer Kunden nicht so rasch, wie die Preise fallen. Warum?
“Software is eating the World” war einer der vielgehörten Sätze an den X-Days, die in der letzten Märzwoche in Interlaken 400 CEOs und CIOs angezogen haben. Gemeint ist damit der IT-Branchentrend, Systemkomplexität von den “niederen” Schichten der IT-Infrastruktur in die “höheren” Level der Applikationsumgebungen zu verschieben. Dies bringt Kostenvorteile: Die IT-Infrastruktur eines Unternehmens kann mit sehr kostengünstigen, hochstandardisierten Komponenten sichergestellt werden, wenn sie sich nicht mit der Komplexität zum Beispiel eines Mehrstandort-Betriebs auseinandersetzen müssen. Und dieser Trend passt zur Strategie vieler Public-Cloud-Anbieter, Infrastrukturleistungen mit garantiertem Service-Level, aber einem reduzierten Leistungsumfang zu einem unschlagbaren Preis anzubieten.
Software-as-a-Service(SaaS)-Angebote kommen immer dann gut an, wenn Cloud-Dienste einen isolierten Bereich aus der heimischen IT-Landschaft herauslösen können. Zum Jahresende 2014 profitierten sehr viele Schweizer Unternehmen von der Möglichkeit, durch ein Engagement von Office 365 auf einen Schlag einen grossen Teil der Enduser-Komplexität an Microsoft zu delegieren. Wie aber sieht die Cloud-Nutzung bei den Infrastructure-as-a-Service(IaaS)-Leistungen aus?
Inhouse-Leistungen bleiben wichtig
Der Rechenzentrumsdienstleister Interxion befragte 800 IT- Manager zu ihrer Einstellung gegenüber Cloud-Diensten. 45 Prozent der Befragten gaben dabei an, bereits ein Hybrid-Modell einzusetzen. 5 Prozent outeten sich als ausschliessliche Cloud-Nutzer, während 50 Prozent ihre Rechenleistung ausnahmslos in den eigenen vier Wänden produzieren. Nach ihrer Einschätzung gefragt, wie die Verteilung bis Ende 2016 aussehen werde, schätzten die Befragten die Verbreitung des hybriden Modelles auf 80 Prozent ein, die Quote der rein öffentlichen Leistungsbezüger stagniert bei 5 Prozent, und die Anbieter ausschliesslich interner Leistungen finden sich bei 15 Prozent wieder.
Auch wenn IT-Manager die Vorteile eines Cloud-Engagements klar erkennen, will eine Mehrheit nicht auf die Erbringung von Inhouse-Leistungen verzichten. Den Hauptgrund dafür nennen sie in der Umfrage gleich selbst: 69 Prozent der Befragten nennen Bestimmungen zur Datensicherheit – seien es nun unternehmensinterne oder Vorschriften eines Regulators – und generelle Bedenken bezüglich der Informationssicherheit als Hinderungsgründe für eine rasche Integration von Cloud-Diensten. Wer gesetzlich zur «Swissness» verpflichtet wird, tut gut daran, auch seinen Cloud-Partner entsprechend auszusuchen und landet womöglich am Ende wieder bei sich selbst. Allerdings: Die Tatsache, dass die Infrastruktur auf Schweizer Hoheitsgebiet steht, erhöht nur die Rechtssicherheit, nicht aber die Informationssicherheit. Auch wenn sich die Teilnehmer in der Umfrage nicht explizit dazu äussern, an den X-Days machten mehrere meiner Gesprächspartner deutlich: Cloud-Plattformen sind eine grossartige Lösung für Workloads, die für den Betrieb in der Cloud gebaut sind. Cloud auf Teufel komm raus kann aber auch sehr teuer werden: Bei Anwendungen, die sich auf ein traditionelles Architekturmodell stützen, frisst der Aufwand, sie cloudfähig zu machen, den betrieblichen Kostenvorteil gleich wieder auf. Hier ist es ratsam, an ein Cloud-Projekt dieselben Massstäbe anzulegen wie an eine klassische Investition. Ist die Vollkostenrechnung auch über drei Jahre interessant?
Wo der Architektur-Blueprint eines Unternehmens offen genug ist, auch die Verbindung zu internen Legacy-Plattformen zu definieren, sparen Unternehmen damit bares Geld.
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